Altersvorsorge am Beispiel der Assistenzärztin Lena
Hey Lena, kurz vor dem nächsten 28-Stunden-Dienst noch schnell die bittere Wahrheit:
Deine Versorgungskammer wird dir später voraussichtlich ungefähr 50–60 % deines heutigen Nettogehalts ersetzen. Klingt erstmal okay – bis du merkst, dass 50–60 % von „ganz gutem Assistenzarzt-Leben“ ziemlich weit weg sind von „entspannt mit 67“. Willst du damit wirklich in Rente gehen?
1. Deine Ausgangslage – warum du völlig normal bist (aber trotzdem ins Risiko läufst)
Du bist ziemlich typisch für deine Berufsgruppe:
- Netto ca. 3.300–3.800 €, je nach Diensten und Bundesland.
- Miete warm 900–1.400 €, Rest geht für Leben, Dienste-Ausgleich, Urlaub, Essen & gelegentliche „Ich hab’s verdient“-Momente drauf.
- Notgroschen 5.000–15.000 € ist da – sehr gut.
- Altschulden aus dem Studium sind meist weg oder überschaubar.
- Versorgungskammer-Beitrag läuft automatisch – du denkst: „Ich bin doch versorgt.“
Dazu kommen typische Glaubenssätze:
- „Rente ist noch 35+ Jahre hin – ich kämpfe gerade um meinen nächsten freien Samstag.“
- „Die Versorgungskammer ist doch super – die gibt’s schon immer.“
- „ETF-Sparpläne sind cool, aber ich will keinen teuren Fehler machen.“
- „Versicherungsvertreter wollen nur Provision, keine ehrliche Beratung.“
Die gute Nachricht: Du bist damit nicht „schlecht organisiert“, sondern schlicht: typische Assistenzärztin. Die schlechte Nachricht: Wenn du nichts tust, triffst du trotzdem eine Entscheidung – nämlich für eine eher knappe Rente. Mehr zu Altersvorsorge & Absicherung für Ärztinnen.
Infobox: Was dieser Leitfaden für dich tun soll
Kein Produkt-Verkauf, keine rosarote Brille. Du bekommst:
- Ein klares Bild, wie deine Altersvorsorge als angestellte Ärztin wirklich funktioniert.
- Eine grobe, aber ehrliche Rentenlücke – in Euro, nicht in Angst.
- Konkrete Bausteine, mit denen du mit 100–300 € im Monat sinnvoll starten kannst.
- Einen einfachen 5-Schritte-Plan, den man auch nach Nachtdienst hinbekommt.
2. Wie deine Altersvorsorge als angestellte Ärztin wirklich aufgebaut ist
2.1. Versorgungswerk / Versorgungskammer – dein größter Baustein
Als Ärztin bist du in der Regel Mitglied im ärztlichen Versorgungswerk deines Bundeslandes. Das ersetzt bei dir die gesetzliche Rentenversicherung. Du zahlst Pflichtbeiträge, dein Arbeitgeber legt wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung seinen Anteil drauf.
Wichtige Punkte zur Versorgungskammer:
- Lebenslange Rente: Du bekommst später eine Rente, solange du lebst – ähnlich zur gesetzlichen Rentenversicherung.
- Finanzierung: Mischung aus Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren, je nach Kammer. Das heißt: Es wird sowohl aus laufenden Beiträgen der Mitglieder als auch aus Kapitalanlagen finanziert.
- Höhe deiner Rente: Hängt ab von:
- wie lange du Beiträge zahlst,
- wie hoch deine Beiträge im Schnitt sind,
- welcher Rechnungszins angesetzt wird,
- wie sich Demografie und Kapitalmärkte entwickeln.
- Wichtiger Reality-Check: Viele Versorgungswerke mussten in den letzten Jahren ihren Rechnungszins senken – die Zeit der hohen garantierten Zinsen ist vorbei.
Warnhinweis: Versorgungswerk ist kein Rundum-sorglos-Paket
Die Hochrechnungen deines Versorgungswerks sind Prognosen, keine Garantie. Sie gehen oft von bestimmten Annahmen zur Verzinsung und Einkommensentwicklung aus. Fallen Zinsen und/oder steigen die Belastungen durch Demografie stärker als geplant, kann deine reale Rente niedriger ausfallen – bei gleichzeitig steigenden Lebenshaltungskosten.
2.2. Gesetzliche Rentenversicherung – spielt die bei dir überhaupt eine Rolle?
Du bist primär im Versorgungswerk. Trotzdem kann die gesetzliche Rentenversicherung (DRV) für dich relevant sein, zum Beispiel wenn:
- du vor dem Medizinstudium oder währenddessen sozialversicherungspflichtig gearbeitet hast,
- du früher in einem anderen Beruf beschäftigt warst,
- du in Zukunft phasenweise außerhalb des ärztlichen Versorgungswerks tätig bist.
Die DRV verschickt ab 27 Jahren jährlich eine Renteninformation, in der du deine bisherigen Entgeltpunkte und eine Hochrechnung siehst.
Offizielle Infos findest du bei der Deutschen Rentenversicherung:
www.deutsche-rentenversicherung.de
2.3. Betriebliche Altersvorsorge (bAV) in der Klinik
Viele Kliniken bieten eine betriebliche Altersvorsorge (bAV) an, oft über Tarifverträge oder Zusatzversorgungskassen. Mechanik:
- Du wandelst einen Teil deines Bruttogehalts in einen Vorsorgevertrag um.
- Auf diesen Teil zahlst du weniger oder keine Sozialabgaben und weniger Einkommensteuer.
- Dafür zahlst du im Alter auf die bAV-Rente Steuern und meist auch Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.
Wichtige Fragen, bevor du in der Klinik-bAV unterschreibst:
- Gibt es einen echten Arbeitgeberzuschuss? (z. B. 15–20 % auf deinen Beitrag)
- Was passiert bei Klinikwechsel? Kannst du den Vertrag mitnehmen oder ruhend stellen?
- Wie hoch sind die Kosten des Produkts? (Verwaltung, Abschlusskosten, etc.)
Eine ausführliche Übersicht zur bAV in der Klinik richtig nutzen findest du hier.
Warnhinweis: bAV ohne Arbeitgeberzuschuss kann teuer werden
Wenn dein Arbeitgeber kaum oder gar nichts zuschießt, kann die bAV im Alter unattraktiv werden: Die Ersparnis heute wird durch Steuern und Krankenversicherungsbeiträge im Alter teilweise wieder aufgefressen. In so einem Fall kann ein eigener ETF-Sparplan flexibler und unterm Strich attraktiver sein.
3. Die „echte“ Rentenlücke – wie weit du mit der Versorgungskammer alleine kommst
3.1. Vom heutigen Netto zur Nettorente in heutiger Kaufkraft
Ein ganz grobes Rechenbeispiel für eine typische Assistenzärztin:
- Heutiges Netto (inkl. Dienste, Steuerklasse 1): sagen wir 3.500 €.
- Versorgungswerk-Rente später: häufig wird als Zielgröße irgendwo in der Nähe von 55–60 % des letzten Netto wahrgenommen. Realistisch – gerade bei Unterbrechungen und Teilzeit – kann das weniger sein.
Wichtig: Selbst in der gesetzlichen Rentenversicherung liegt das Sicherungsniveau vor Steuern (also die Standardrente im Verhältnis zum Durchschnittsverdienst) aktuell bei rund 48 % und soll politisch bis 2031 ungefähr stabil gehalten werden. Versorgungswerke haben zwar eigene Mechaniken, kämpfen aber mit ähnlichen Rahmenbedingungen: Demografie, niedrige Zinsen, höhere Lebenserwartung.
Für dich bedeutet das in groben Zahlen (stark vereinfacht, nur zur Orientierung):
| Größe | Heute / Später |
|---|---|
| Heutiges Netto-Einkommen | ca. 3.500 € |
| Versorgungswerks-Rente (heutige Kaufkraft, grob) | ca. 1.900–2.100 € |
| Wunsch-Netto im Alter (heutige Kaufkraft) | ca. 3.000–3.500 € |
| Rentenlücke (heutige Kaufkraft) | ca. 900–1.600 € / Monat |
Diese Spanne reicht, um zu merken: Versorgungswerk alleine wird nicht reichen, wenn du deinen jetzigen Lebensstandard halbwegs halten möchtest. Eine Vertiefung findest du unter Grundlagen der Altersvorsorge.
Infobox: „Heutige Kaufkraft“ – warum das wichtig ist
Wenn dir heute jemand sagt: „Du bekommst später 3.000 € Rente“, klingt das okay. Aber bei z. B. 2 % Inflation pro Jahr ist die Kaufkraft in 30–35 Jahren deutlich geringer. Deswegen ist es sinnvoll, in heutiger Kaufkraft zu denken: Was wären 3.000 € von 2059 ungefähr wert, wenn du sie mit heutigen Preisen vergleichst? Deutlich weniger.
3.2. Die drei größten Denkfehler von Assistenzärzten
- „Versorgungswerk = Rundum-sorglos-Paket“
Nein. Es ist ein wichtiger Baustein, aber explizit nicht dafür gemacht, deinen kompletten Lebensstandard zu sichern. Auch Verbände und Politik betonen seit Jahren, dass kapitalgedeckte, private Vorsorge ergänzend nötig ist. - „Später als Oberarzt / Niedergelassene hole ich das alles nach“
Je später du anfängst, desto höher müssen die monatlichen Beträge sein. Die Renditechance von Aktien/ETFs zeigt ihren Effekt vor allem über Zeit, nicht über Heldentaten mit 50. - „Der Staat wird das schon regeln“
Die demografische Entwicklung ist kein Geheimnis: Mehr Rentner, weniger Beitragszahler. Berichte der Regierung selbst machen klar, dass ohne eigene Vorsorge der Lebensstandard im Alter schwierig zu halten ist.
4. Sinnvolle Bausteine für deine Altersvorsorge als angestellte Ärztin
Du brauchst kein Finanzstudium. Du brauchst ein kleines, aber stabiles Set an Bausteinen, die du verstehst. Wenn du dir Begleitung wünschst, kannst du eine Unabhängige Finanzberatung für Ärztinnen nutzen.
4.1. ETF-/Fondssparpläne – dein flexibelster Wachstumsbaustein
Ein ETF-Sparplan ist im Kern simpel:
- Du sparst monatlich z. B. 100–300 € in einen oder mehrere breit gestreute Aktien-ETFs (z. B. weltweite Indizes).
- Über lange Zeiträume (20–30 Jahre+) haben Aktien historisch im Schnitt höhere Renditen geliefert als sichere Zinsanlagen – deshalb eignen sie sich besonders für die Altersvorsorge.
- Du kannst jederzeit anpassen, pausieren oder erhöhen.
Vorteile:
- Hohe Flexibilität, keine starre Bindung bis 67.
- Transparenz: Du siehst täglich, was du besitzt.
- Niedrige Kosten bei seriösen Online-Brokern.
Nachteile / Risiken:
- Kursschwankungen – dein Depot wird zwischendurch auch mal -20 % oder mehr sehen.
- Du brauchst Grunddisziplin: nicht verkaufen, wenn es rappelt.
Praxis-Beispiel: „ETF-Dauerläufer“
Angenommen, du sparst ab 31 Jahren 200 € monatlich in einen breit gestreuten ETF und erzielst langfristig (stark vereinfacht, nicht garantiert) im Schnitt 5–6 % Rendite p. a.:
- Nach 30 Jahren sind daraus schnell ein sechsstelliger Betrag geworden.
- Der Depotwert kann später – sinnvoll entnommen – mehrere hundert Euro monatlich Netto-Rentenersatz liefern.
Es gibt keine Garantie, aber: Zeit + Disziplin sind hier deine wichtigsten Verbündeten.
4.2. Basisrente / Rürup-Rente – steueroptimierte Zusatzrente
Die Basisrente (Rürup) ist eine staatlich geförderte Form der privaten Altersvorsorge. Für 2025 gilt (Stand der aktuellen Regelungen): Du kannst als Ledige Beiträge zur Basisrente bis zu einem Höchstbetrag von rund 29.344 € pro Jahr steuerlich als Sonderausgaben berücksichtigen; dabei sind inzwischen 100 % der Einzahlungen absetzbar.
Was attraktiv ist:
- Je höher dein individueller Steuersatz, desto größer der Steuervorteil heute.
- Du bekommst später eine lebenslange Rente – also genau das, was du suchst, wenn du Angst vor „zu alt für mein Geld“ hast.
Was du wissen musst:
- Das Geld ist sehr unflexibel: Vor Rentenbeginn kommst du faktisch nicht dran.
- Die spätere Rente musst du versteuern (nachgelagerte Besteuerung).
- Produktqualität schwankt: Kosten, Garantien, Anlagestrategien – hier brauchst du ehrliche, transparente Beratung.
Für dich als Assistenzärztin kann ein kleiner Rürup-Baustein sinnvoll werden, wenn:
- dein Grenzsteuersatz schon relativ hoch ist,
- du sowieso langfristig in Deutschland bleibst
- du zusätzlich zum ETF-Risiko-Baustein eine sichere, lebenslange Rentenkomponente möchtest.
Wenn du klassische Versicherungsprodukte vergleichen möchtest, hilft dir ein Blick auf die Private Rentenversicherung im Vergleich.
4.3. Betriebliche Altersvorsorge – selektiv nutzen
Die Klinik-bAV kann sich lohnen, wenn:
- ein spürbarer Arbeitgeberzuschuss gewährt wird (z. B. ≥15 %),
- die Produktkosten im Rahmen bleiben,
- du weißt, wie lange du voraussichtlich in diesem System bleibst.
Wenn das nicht erfüllt ist, ist eine bAV oft nicht der erste Baustein, den du wählen solltest. Dann ist ein eigener ETF-Sparplan in vielen Fällen klar vorzuziehen.
4.4. Immobilie – Baustein, nicht Allheilmittel
Die eigene Wohnung oder das Reihenhaus ist in vielen Köpfen „die“ Altersvorsorge. Ja, mietfreies Wohnen im Alter entlastet die Kasse. Aber:
- Du bindest viel Kapital in einem Objekt (Klumpenrisiko).
- Du weißt heute nicht sicher, wo du mit 50/60 tatsächlich leben willst.
- Du trägst Zins-, Instandhaltungs- und Marktrisiken.
Wenn Immobilie, dann eher so denken:
- als Ergänzung zu Versorgungswerk + Kapitalanlage (ETF/Rürup),
- nicht als „ich brauch nichts anderes, ich hab ja meine Wohnung“.
4.5. Vergleich der Bausteine
| Baustein | Vorteile | Nachteile | Für dich geeignet, wenn … |
|---|---|---|---|
| ETF-Sparplan | Flexibel, kostengünstig, hohe Renditechancen langfristig | Kursschwankungen, Disziplin nötig | du bereit bist, Schwankungen auszuhalten und regelmäßig zu sparen |
| Basisrente (Rürup) | Hoher Steuervorteil, lebenslange Rente | Unflexibel, nachgelagerte Besteuerung, komplexere Produkte | dein Steuersatz hoch ist und du langfristig planst |
| bAV (Klinik) | Arbeitgeberzuschuss möglich, Steuervorteil heute | Weniger flexibel, Beiträge im Alter, Produktkosten | dein Arbeitgeber ordentlich zuschießt und du länger bleibst |
| Immobilie | Mietfreies Wohnen im Alter, Sachwert | Klumpenrisiko, Verschuldung, Standortbindung | du langfristig an einem Ort bleiben willst und solide finanziert |
5. Steuern & typische Arzt-Fallen – kurz und schmerzhaft ehrlich
5.1. Steuern heute vs. Steuern morgen
Als Assistenzärztin bist du oft schon in einem relativ hohen Steuersatz. Das heißt:
- Heute: Produkte wie Rürup oder bAV können dir Steuerersparnis bringen.
- Morgen: Im Ruhestand ist dein Steuersatz meist niedriger, aber du zahlst auf viele Rentenbausteine Steuern (und oft Kranken-/Pflegeversicherung).
Wichtig ist die Gesamtbetrachtung: Wie viel kommt nach Steuern und Abgaben im Alter tatsächlich bei dir an?
5.2. ETF-Sparplan & Steuern
Bei ETFs greift in Deutschland die Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge (z. B. Kursgewinne, Ausschüttungen), abzüglich deines Sparer-Pauschbetrags. Thesaurierende Fonds lösen jährlich eine gewisse Besteuerung aus (Vorabpauschale), die aber bei niedrigen Zinsen/Laufzeiten oft überschaubar ist.
Unterm Strich gilt: Steuern sind kein Grund, auf ETFs zu verzichten. Du solltest sie kennen, aber sie machen ETFs nicht unattraktiv – gerade bei langen Laufzeiten.
5.3. Spezielle Arzt-Themen: Berufswechsel, Niederlassung, Ausland
- Wechsel in die Niederlassung: Dein Status im Versorgungswerk bleibt, die Beitragshöhe ändert sich. bAV läuft ggf. aus oder wird ruhend gestellt, Rürup kann interessanter werden.
- Auslandseinsatz / Fellowship: Prüfe im Vorfeld, wie sich das auf Versorgungswerk und DRV auswirkt. Zeiten ohne Beiträge senken deine späteren Ansprüche.
Warnhinweis: „Ich mach später als Selbstständige alles neu“
Wenn du alles „auf später“ verschiebst, musst du die fehlenden Jahre mit höheren Beträgen kompensieren. Das ist in der Praxis selten angenehm. Besser: Heute klein und konsequent starten – später kannst du aufstocken.
6. Risiko-Absicherung vs. Altersvorsorge – was in welcher Reihenfolge?
6.1. Deine Arbeitskraft ist dein größter Vermögenswert
Das vielleicht wichtigste, aber unbeliebteste Thema: Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Wenn du wegen Krankheit oder Unfall dauerhaft nicht mehr als Ärztin arbeiten kannst, bricht dein Einkommen weg. Die Leistungen aus Versorgungswerk und gesetzlicher Absicherung reichen dann häufig nicht, um deinen Lebensstandard zu halten. Mehr Infos zur Berufsunfähigkeitsversicherung für Ärztinnen findest du hier.
Deshalb gilt die grobe Reihenfolge:
- Notgroschen (hast du schon).
- Solider BU-Schutz in passender Höhe.
- Dann systematisch Altersvorsorge-Bausteine (ETF, Rürup, bAV, Immobilie).
6.2. Warum es keinen Sinn macht, BU gegen Altersvorsorge auszuspielen
Es ist wenig gewonnen, wenn du 400 € monatlich in Altersvorsorge steckt, aber bei längerer Krankheit nach einem Jahr finanziell vor die Wand fährst. Basisprinzip: Mehr zur passenden Einkommensabsicherung für Ärztinnen findest du hier.
- Erst existenzielle Risiken abdecken,
- dann Rendite-Bausteine hochfahren.
7. Dein 5-Schritte-Plan – Kliniktauglich, auch mit Nachtdiensten
Schritt 1: Bestandsaufnahme in 30 Minuten
- Log dich beim Versorgungswerk ein oder fordere eine aktuelle Standmitteilung an.
- Hol dir deine aktuelle Renteninformation der DRV, falls du dort Anwartschaften hast.
- Sammle vorhandene Verträge: bAV, Rürup, Riester, alte Lebens-/Rentenversicherungen.
Schritt 2: Grobe Rentenlücke bestimmen (ohne Matheabitur)
- Definiere dein Wunsch-Netto im Alter in heutiger Kaufkraft (z. B. 3.000–3.500 €).
- Zieh ab, was voraussichtlich kommt:
- Versorgungswerk-Rente (realistisch, nicht Wunschzahl),
- ggf. DRV-Rente,
- ggf. bAV.
- Der Unterschied ist deine Rentenlücke – akzeptiere eine Spanne (z. B. 1.000–1.500 €), keine Exaktzahl.
Schritt 3: Startbaustein wählen
Du musst nicht alles gleichzeitig machen. Für viele Assistenzärztinnen bewährt sich diese Reihenfolge:
- 1. Schritt: Ein globaler ETF-Sparplan über 100–300 € monatlich.
- Optional: Ein kleiner Basisrenten-Baustein, wenn dein Steuersatz schon hoch ist und du planst, länger angestellt oder freiberuflich in Deutschland zu bleiben.
Schritt 4: Automatisieren, damit es auch im Stress weiterläuft
- Dauerauftrag/Lastschrift direkt nach Gehaltseingang.
- Kein „Ich mache das jeden Monat manuell“ – das wird im Klinikalltag nicht funktionieren.
- Einmal im Jahr: „Renten-TÜV“ – Einnahmen, Beiträge, Lebenssituation checken.
Schritt 5: Check nach 2–3 Jahren
Wenn du inzwischen Facharzt bist, mehr verdienst oder sich deine Lebensplanung ändert (Partner, Kinder, Umzug, Niederlassung), dann:
- Erhöhe deine Sparrate schrittweise (z. B. um 50–100 € pro Jahr, wenn möglich).
- Prüfe, ob ein zweiter Baustein (z. B. Rürup oder Immobilie) jetzt Sinn ergibt.
- Pass deine Strategie an – aber schmeiß nicht alle alten Verträge sofort über Bord, nur weil dir jemand „was Besseres“ verspricht.
Infobox: „Perfekt“ ist der Feind von „fertig“
Die meisten Ärztinnen scheitern nicht an der Intelligenz, sondern an der Perfektions-Falle: solange alles nicht 100 % klar ist, passiert: nichts. Besser: 70 % Klarheit + Start mit 150–200 € mtl. sind deutlich mehr wert als 0 % Umsetzung bei 100 % Anspruch.
8. Häufige Fehler & Mythen von Assistenzärzten
- „Ich verdiene später als Oberärztin viel mehr, dann fange ich an.“
Ja, dein Einkommen wird steigen. Aber: Je später du anfängst, desto stärker fehlt dir der Zinseszinseffekt aus deinen 30ern. - „Ich brauche keine zusätzliche Vorsorge, ich habe ja mein Versorgungswerk.“
Selbst offizielle Stellen weisen darauf hin, dass gesetzliche bzw. berufsständische Systeme alleine den Lebensstandard im Alter oft nicht sichern. - „Die Klinik-bAV steht im Tarifvertrag, also wird die schon top sein.“
Tarifvertrag heißt nicht automatisch: perfekte Konditionen. Kosten, Arbeitgeberzuschuss und deine persönliche Situation müssen trotzdem geprüft werden. - „Ich nehme das Produkt mit der größten Steuerersparnis – dann passt das schon.“
Steuerersparnis heute ist kein Qualitätsmerkmal an sich. Entscheidend ist, was nach Steuern und Abgaben im Alter übrig bleibt. - „Ich kann ETFs auch mit 45 noch anfangen, ist doch noch Zeit.“
Kannst du. Du wirst dann aber deutlich höhere monatliche Beträge brauchen, um auf ein ähnliches Niveau zu kommen wie jemand, der bereits mit 30 begonnen hat.
9. Checkliste – was idealerweise bis 35 bei dir stehen sollte
- [ ] Du kennst deinen aktuellen Stand im Versorgungswerk und hast eine Übersicht abgespeichert.
- [ ] Du hast deine Renteninformation der DRV geprüft (falls vorhanden) und grob verstanden.
- [ ] Du hast deine Rentenlücke als Spanne definiert (z. B. 1.000–1.500 € in heutiger Kaufkraft).
- [ ] Deine BU-Absicherung ist in sinnvoller Höhe eingerichtet.
- [ ] Mindestens ein wachstumsorientierter Baustein (z. B. ETF-Sparplan) läuft mit automatischer Zahlung.
- [ ] Optional: Du hast geprüft, ob Rürup oder bAV unter deinen Bedingungen sinnvoll sind.
- [ ] Du hast einen festen jährlichen „Renten-TÜV“-Termin im Kalender (z. B. immer im Geburtstagsmonat).
Die Quintessenz: Du musst nicht zur Finanz-Nerdin werden. Du musst nur dafür sorgen, dass ein System im Hintergrund für dich arbeitet – selbst dann, wenn du wieder im 7.-Nachtdienst-am-Stück-Modus bist.
10. Seriöse weiterführende Infos (ohne Verkaufsblabla)