10. Juli 2023

Die Kalkulation der privaten Krankenversicherung

Wie rechnet eine private Krankenversicherung?

Sie sind 35 Jahre alt, angestellt und haben einen Abschluss als Diplom-Ingenieur im Maschinenbau. Sie verdienen gut und sind unzufrieden mit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Sie überlegen, ob Sie in die private Krankenversicherung (PKV) wechseln sollen, um von einer individuellen Wahl des Versicherungsschutzes, einer höheren Qualität der medizinischen Versorgung und einer stabilen Altersvorsorge zu profitieren.

Doch wie werden die Beiträge für die PKV berechnet und welche Faktoren beeinflussen die Kosten?

Wie werden die Beiträge für die PKV berechnet?

Die Beiträge für die PKV werden nach dem sogenannten Äquivalenzprinzip berechnet. Das bedeutet, dass die Beiträge so individuell wie der Versicherungsschutz sind und für jeden Versicherten nach seinem persönlichen Gesundheitsrisiko kalkuliert werden. Dabei werden folgende Faktoren berücksichtigt:

  • Der Umfang der versicherten Leistungen: Je nach Tarif können Sie verschiedene Leistungen wie Krankenhauswahl, Zahnersatz, Naturheilverfahren usw. versichern. Je umfangreicher der Versicherungsschutz ist, desto höher sind die Beiträge. Sie sollten daher einen Tarif wählen, der Ihren persönlichen Bedürfnissen entspricht und nicht mehr Leistungen enthält, als Sie wirklich brauchen.
  • Das Alter des Versicherten bei Versicherungsbeginn: Je früher Sie in die PKV wechseln, desto niedriger sind die Beiträge, da Sie weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen und mehr Alterungsrückstellungen bilden können. Die Alterungsrückstellungen sind ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge in der PKV und werden vom Gesetzgeber streng geregelt. Die Alterungsrückstellungen sind Eigentum des Versicherten und können bei einem Tarifwechsel oder einem Anbieterwechsel mitgenommen werden. Wenn Sie jetzt in die PKV wechseln, können Sie von einem günstigen Einstiegsbeitrag profitieren und sich langfristig einen stabilen Beitrag sichern.
  • Der Gesundheitszustand des Versicherten bei Versicherungsbeginn: Wenn Sie bereits Vorerkrankungen haben, kann die PKV einen Risikozuschlag oder einen Leistungsausschluss verlangen oder Ihren Antrag ablehnen. Das dient dazu, das Kollektiv der Versicherten vor einer Überlastung zu schützen. Wenn Sie gesund sind, haben Sie gute Chancen, ohne Zuschläge oder Ausschlüsse in die PKV aufgenommen zu werden. Wenn Sie jedoch Vorerkrankungen haben, sollten Sie sich vorab informieren, welche Auswirkungen diese auf Ihre Beiträge haben können.
  • Das Geschlecht (bei Versicherungsbeginn vor dem 21. Dezember 2012): Seit dem 21. Dezember 2012 müssen die PKV-Unternehmen geschlechtsneutrale Unisex-Tarife anbieten, die für Männer und Frauen gleich sind. Vorher gab es geschlechtsspezifische Bisex-Tarife, die für Frauen meist teurer waren. Wenn Sie vor dem 21. Dezember 2012 in die PKV eingetreten sind, haben Sie einen Bisex-Tarif abgeschlossen. Wenn Sie nach dem 21. Dezember 2012 in die PKV eingetreten sind oder eintreten wollen, haben Sie einen Unisex-Tarif abgeschlossen oder werden einen abschließen.

Die Beiträge werden so kalkuliert, dass die Summe aller Beitragseinnahmen eines Kollektivs von gleichaltrigen Versicherten über die gesamte Versicherungszeit gleich der Summe aller zu erwartenden Versicherungsleistungen ist. Das heißt, dass jede Altersgruppe für sich selbst vorsorgt und nicht nachfolgende Generationen belastet.

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Wie werden die Beiträge im Alter stabil gehalten?

Um die Beiträge im Alter stabil zu halten, bilden die PKV-Unternehmen Alterungsrückstellungen, die mit dem Alter steigenden Versicherungsleistungen decken sollen. Die Höhe der Alterungsrückstellungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Eintrittsalter in die PKV, dem gewählten Tarif, dem Zinssatz und der Lebenserwartung. Die Alterungsrückstellungen werden jährlich angepasst und in den Geschäftsberichten der PKV-Unternehmen ausgewiesen.

Die Alterungsrückstellungen sind ein wichtiger Bestandteil der Altersvorsorge in der PKV und werden vom Gesetzgeber streng geregelt. Die Alterungsrückstellungen sind Eigentum des Versicherten und können bei einem Tarifwechsel oder einem Anbieterwechsel mitgenommen werden. Das bedeutet, dass Sie Ihren Versicherungsschutz im Alter nicht verlieren oder neu verhandeln müssen. Außerdem können Sie von einem Wechselbonus profitieren, wenn Sie zu einem günstigeren Anbieter wechseln.

Wie können sich die Beiträge im Laufe der Zeit ändern?

Die Beiträge können sich im Laufe der Zeit ändern, wenn sich die Kosten für die Gesundheitsversorgung oder die Rechnungsgrundlagen der PKV ändern. Diese Änderungen werden von unabhängigen Treuhändern überwacht und müssen genehmigt werden. Die Treuhänder sind Mathematiker oder Aktuare, die vom Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bestellt werden.

Die Beitragsanpassungen erfolgen in der Regel zum Jahreswechsel und werden den Versicherten rechtzeitig mitgeteilt. Die Versicherten haben dann die Möglichkeit, ihren Tarif zu wechseln oder zu kündigen. Die PKV-Unternehmen sind verpflichtet, ihren Versicherten einen Tarif mit gleichem oder geringerem Leistungsumfang anzubieten, der keine Risikoprüfung oder Wartezeiten erfordert.

Wie wirkt sich die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze KV auf die PKV aus?

Die Beitragsbemessungsgrenze KV ist die Einkommensgrenze, bis zu der das Einkommen eines Beschäftigten beitragspflichtig in der gesetzlichen Krankenversicherung ist. Alles darüber ist beitragsfrei. Die Beitragsbemessungsgrenze KV wird jedes Jahr an die Einkommensentwicklung angepasst und gilt bundesweit. Für das Jahr 2023 beträgt sie 59.850 Euro jährlich oder 4.987,50 Euro monatlich.

Die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze KV hat Auswirkungen auf die PKV in zweierlei Hinsicht:

  • Zum einen kann sie dazu führen, dass mehr Beschäftigte über die Versicherungspflichtgrenze kommen und somit die Möglichkeit haben, in die PKV zu wechseln. Die Versicherungspflichtgrenze ist die Einkommensgrenze, bis zu der Beschäftigte gesetzlich krankenversichert sein müssen. Wer über diesen Betrag hinaus verdient, kann sich privat krankenversichern lassen. Die Versicherungspflichtgrenze liegt im Jahr 2023 bei 66.600 Euro jährlich oder 5.550 Euro monatlich. Wenn Sie also mehr als 5.550 Euro monatlich verdienen und nicht anderweitig versicherungspflichtig sind (z.B. durch Familienversicherung), können Sie in die PKV wechseln.
  • Zum anderen kann sie dazu führen, dass mehr Beschäftigte unter die Beitragsbemessungsgrenze fallen und somit weniger Beitrag in der GKV zahlen müssen. Das kann den Wechsel in die PKV weniger attraktiv machen, da der Beitragssatz in der GKV für alle gleich ist (14,6 % plus Zusatzbeitrag), während der Beitrag in der PKV individuell berechnet wird. Wenn Sie also weniger als 4.987,50 Euro monatlich verdienen und bereits privat krankenversichert sind, sollten Sie prüfen, ob sich ein Wechsel zurück in die GKV lohnt.

Wie können Sie einen passenden und günstigen Tarif finden?

Die Kosten für eine private Krankenversicherung können je nach Tarif und Anbieter stark variieren. Deshalb ist es wichtig, verschiedene Angebote zu vergleichen und einen Tarif zu wählen, der Ihren persönlichen Bedürfnissen und Ihrem Budget entspricht. Dabei sollten Sie nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Leistungen, die Servicequalität und die Finanzstärke des Anbieters achten.

Fazit:

Die Kalkulation der privaten Krankenversicherung ist ein komplexes Thema, das viele Faktoren berücksichtigt. Die Beiträge sind so individuell wie der Versicherungsschutz und werden für jeden Versicherten nach seinem persönlichen Gesundheitsrisiko berechnet. Um die Beiträge im Alter stabil zu halten, bilden die PKV-Unternehmen Alterungsrückstellungen, die mit dem Alter steigenden Versicherungsleistungen decken sollen. Die Beiträge können sich im Laufe der Zeit ändern, wenn sich die Kosten für die Gesundheitsversorgung oder die Rechnungsgrundlagen der PKV ändern. Diese Änderungen werden von unabhängigen Treuhändern überwacht und müssen genehmigt werden. Um einen passenden und günstigen Tarif zu finden, ist es wichtig, verschiedene Angebote zu vergleichen und einen Tarif zu wählen, der Ihren persönlichen Bedürfnissen und Ihrem Budget entspricht.

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FAQ zur Beitragskalkulation in der privaten Krankenversicherung:

1. Was sind Alterungsrückstellungen und wie funktionieren sie in der privaten Krankenversicherung (PKV)?

Alterungsrückstellungen sind ein Mechanismus, den private Krankenversicherungen nutzen, um die Beiträge ihrer Versicherten im Alter stabil zu halten. Sie sind ein Teil der Beiträge, die Versicherte zahlen, und werden von den Versicherungsunternehmen angespart. Diese Rückstellungen sollen die im Alter steigenden Gesundheitskosten abdecken. Die Höhe der Alterungsrückstellungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Eintrittsalter in die PKV, dem gewählten Tarif, dem Zinssatz und der Lebenserwartung.

2. Wie wird das individuelle Gesundheitsrisiko in der privaten Krankenversicherung berechnet?

Das individuelle Gesundheitsrisiko wird anhand von mehreren Faktoren ermittelt. Dazu gehören der Gesundheitszustand des Versicherten bei Versicherungsbeginn, das Alter und der Umfang der versicherten Leistungen. Vorerkrankungen können zu einem Risikozuschlag oder einem Leistungsausschluss führen, oder dazu, dass der Antrag abgelehnt wird.

3. Was passiert mit meinen Beiträgen zur privaten Krankenversicherung, wenn ich während meiner Mitgliedschaft eine schwere Krankheit entwickle?

Sollten Sie während Ihrer Mitgliedschaft in der PKV eine schwere Krankheit entwickeln, hat dies keinen direkten Einfluss auf Ihre Beiträge. Die Beiträge können sich jedoch ändern, wenn sich die allgemeinen Kosten für die Gesundheitsversorgung oder die Rechnungsgrundlagen der PKV ändern. Diese Änderungen werden von unabhängigen Treuhändern überwacht und müssen genehmigt werden.

4. Wie kann ich verschiedene Tarifoptionen in der privaten Krankenversicherung vergleichen?

Um verschiedene Tarifoptionen zu vergleichen, sollten Sie verschiedene Angebote einholen und diese auf den Preis, die Leistungen, die Servicequalität und die Finanzstärke des Anbieters hin untersuchen. Es ist wichtig, einen Tarif zu wählen, der Ihren persönlichen Bedürfnissen und Ihrem Budget entspricht.

5. Wie oft kann ich meinen Tarif oder Anbieter in der privaten Krankenversicherung wechseln?

Es gibt keine gesetzlich festgelegte Begrenzung dafür, wie oft Sie Ihren Tarif oder Anbieter wechseln können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass ein Wechsel des Anbieters oft mit einer erneuten Gesundheitsprüfung einhergeht. Beim Tarifwechsel innerhalb der gleichen Versicherungsgesellschaft werden die Alterungsrückstellungen in der Regel mitgenommen.

6. Was ist die Rolle eines Treuhänders in der privaten Krankenversicherung?

Die Rolle des Treuhänders in der PKV ist es, die Berechnungen der Beiträge und Beitragserhöhungen zu überprüfen und zu genehmigen. Treuhänder sind unabhängige Experten, meist Mathematiker oder Aktuare, die vom Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bestellt werden.

7. Wie kann ich von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zur privaten Krankenversicherung wechseln?

Um von der GKV in die PKV zu wechseln, müssen Sie über der sogenannten Versicherungspflichtgrenze verdienen. Diese liegt im Jahr 2023 bei 66.600 Euro jährlich oder 5.550 Euro monatlich. Wenn Sie über diesem Betrag verdienen, können Sie einen Antrag auf private Krankenversicherung stellen.

8. Welche Rechte habe ich als Versicherter in der privaten Krankenversicherung?

Als Versicherter in der PKV haben Sie das Recht auf einen individuell zugeschnittenen Versicherungsschutz, die Mitnahme Ihrer Alterungsrückstellungen bei einem Tarifwechsel innerhalb der gleichen Versicherung und einen Wechselbonus, wenn Sie zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Außerdem haben Sie das Recht, von den Versicherungsunternehmen informiert zu werden, wenn es zu Beitragsanpassungen kommt.

9. Was sind die Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung?

Die PKV bietet oft einen umfangreicheren Versicherungsschutz als die GKV, dazu gehören zum Beispiel bessere Bedingungen für Krankenhausaufenthalte oder eine freie Arztwahl. Außerdem können die Beiträge bei guter Gesundheit und hohem Einkommen niedriger sein als in der GKV. Nachteile sind die individuell berechneten Beiträge, die bei schlechter Gesundheit oder im Alter hoch sein können. Zudem ist ein Wechsel von der PKV in die GKV in der Regel nur in bestimmten Situationen möglich.

10. Wie kann ich sicherstellen, dass meine Beiträge zur privaten Krankenversicherung langfristig stabil bleiben?

Um langfristig stabile Beiträge zu gewährleisten, bilden private Krankenversicherungen Alterungsrückstellungen. Diese sollen im Alter steigende Gesundheitskosten abdecken. Darüber hinaus können Sie durch einen gesunden Lebensstil dazu beitragen, dass Ihre Gesundheitskosten nicht unnötig steigen. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, Ihren Tarif oder Anbieter zu wechseln, wenn die Beiträge steigen sollten.

Zusätzlich können Sie auch sogenannte Beitragsentlastungstarife in Betracht ziehen. Diese sind eine Art Zusatzversicherung, die dazu dient, die Beiträge im Alter zu senken. Sie zahlen in jüngeren Jahren zusätzliche Beiträge, die dann dazu verwendet werden, Ihre Beiträge im Alter zu reduzieren. Beitragsentlastungstarife sind eine Möglichkeit, zusätzlich zur Bildung von Alterungsrückstellungen, aktiv zur Stabilisierung Ihrer zukünftigen Beiträge beizutragen. Es ist allerdings wichtig, die Kosten und Bedingungen dieser Tarife genau zu prüfen, bevor Sie sich für einen solchen entscheiden.

Was ist ein Aktuar?

Ein Aktuar ist ein Fachexperte, der sich mit der Anwendung von mathematischen und statistischen Methoden in der Versicherungs- und Finanzwelt beschäftigt. Aktuare sind in der Regel für die Bewertung von Risiken und die Berechnung von Versicherungsprämien verantwortlich.

Ihre Hauptaufgaben umfassen die Entwicklung von Modellen zur Quantifizierung von Risiken, die Durchführung von statistischen Analysen, die Kalkulation von Prämien und Reserven für Versicherungsprodukte und die Beratung von Unternehmen bei der Preisgestaltung, Produktentwicklung und strategischen Entscheidungen.

In Bezug auf die private Krankenversicherung spielen Aktuare eine zentrale Rolle bei der Festlegung der Prämien und der Bestimmung der erforderlichen Reserven. Sie nutzen eine Vielzahl von Daten, einschließlich Gesundheitsdaten, um zu bestimmen, wie viel ein Versicherungsunternehmen für jede Art von Risiko berechnen sollte.

Darüber hinaus prüfen sie auch regelmäßig die Beitragsanpassungen der privaten Krankenversicherung und müssen diese genehmigen. Daher spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Gewährleistung der finanziellen Stabilität und Nachhaltigkeit des Versicherungssystems.

Die Berufsbezeichnung „Aktuar“ ist in vielen Ländern, einschließlich Deutschland, gesetzlich geschützt und erfordert eine spezielle Ausbildung und Qualifikation. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) ist der Berufsverband der Aktuare in Deutschland und verantwortlich für die Ausbildung und Fortbildung von Aktuaren.

Wenn Sie mehr zur PKV wissen möchten, dann informieren Sie sich auf meiner Homepage zum Thema PKV und buchen Sie sich gerne einen Termin!

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