BU-Angebote richtig verstehen

Berufsunfähigkeitsversicherung

BU-Angebote richtig verstehen – hier findest Du die Antworten auf Deine Fragen

Du hast gerade Berufsunfähigkeits-Angebote von mir per E-Mail bekommen. Diese Seite hilft Dir, die Unterlagen in Ruhe zu verstehen, typische Fragen zu klären und den nächsten Schritt vorzubereiten – ohne Fachchinesisch.

Lies die Seite gern einmal komplett durch und markiere Dir die Punkte, zu denen Du noch Rückfragen hast. Genau diese Fragen klären wir dann im Gespräch.

Diese Seite ist dafür gedacht, dass Du sie parallel zu Deinen BU-Unterlagen geöffnet hast – idealerweise am großen Bildschirm. So kannst Du Angebot und Erklärungen bequem nebeneinander anschauen.

1. In 60 Sekunden: Was Du jetzt wirklich wissen musst

Wenn Du nur wenig Zeit hast, ist das der wichtigste Überblick:

  • Deine BU-Angebote sichern Dein Einkommen ab, nicht irgendeinen „Luxus“.
    Wenn Du berufsunfähig wirst, ersetzt die BU-Rente einen großen Teil Deines Nettoeinkommens.
  • Die Rentenhöhe ist entscheidend.
    Als Faustregel sollten etwa 70–80 % Deines heutigen Nettoeinkommens abgesichert sein – aufgeteilt auf einen oder zwei Verträge.
  • Mehrere Angebote sind völlig normal.
    Du siehst verschiedene Versicherer mit ähnlicher Leistung. Ich markiere Dir in der Regel 2–3 Favoriten, auf die wir uns im Gespräch konzentrieren.
  • Die Fachbegriffe musst Du nicht auswendig können.
    Wichtig ist, dass Du die Wirkung verstehst: Was passiert im Leistungsfall? Welche Rechte hast Du? Wo liegen Grenzen?
  • Gesundheitsfragen sind kein Nebenthema.
    Sie entscheiden darüber, ob die Versicherung später zahlt. Wie Du diese sauber vorbereitest, erkläre ich Dir weiter unten und auf einer eigenen Seite.
  • Du entscheidest nicht „auf Vorrat“, sondern mit Plan.
    BU ist ein Baustein in Deiner gesamten Absicherung. Wir schauen, wie er zu Deinen nächsten beruflichen Schritten passt.

2. So liest Du Dein BU-Angebot richtig

Jedes Angebot besteht im Kern aus ein paar immer gleichen Bausteinen. Wenn Du diese verstanden hast, wirkt der Rest deutlich weniger kompliziert.

2.1 BU-Rente – wie viel Geld kommt im Leistungsfall an?

Die BU-Rente ist der Betrag, den Du monatlich ausgezahlt bekommst, wenn Du berufsunfähig bist (meist ab ca. 50 % Berufsunfähigkeit). Sie ist der wichtigste Wert im gesamten Angebot.

  • Prüfe: Reicht die Rente, um Deine laufenden Kosten zu decken?
    Miete, Lebenshaltung, Kreditraten, Rücklagen für Urlaub und Altersvorsorge.
  • Wenn Du später deutlich mehr verdienst, können wir die Rente in der Regel über Nachversicherungsgarantien erhöhen – ohne erneute Gesundheitsprüfung.
  • Wenn Du zwei Angebote auswählst und die Rente halbierst, entsteht daraus das oft empfohlene 2-Vertragsmodell (z. B. 1.000 € + 1.000 € statt 2.000 € in einem Vertrag).

2.2 Laufzeit (Endalter) – bis wann bist Du abgesichert?

Das Endalter zeigt Dir, bis zu welchem Alter die BU-Rente gezahlt wird – zum Beispiel bis 65 oder 67. Je länger der Schutz, desto besser für Dich, aber desto höher ist auch der Beitrag.

  • Üblich ist eine Absicherung bis zum gesetzlichen Rentenalter (aktuell 67). So schließt Du die Lücke zwischen Erwerbseinkommen und Altersrente möglichst vollständig.

2.3 Zahlbeitrag und Bruttobeitrag – was zahlst Du wirklich?

In vielen Angeboten siehst Du zwei Beiträge:

  • Zahlbeitrag (Netto-Beitrag) – das ist der Beitrag, den Du aktuell tatsächlich zahlst.
  • Bruttobeitrag – das ist der maximal kalkulierte Beitrag, der alle Kosten und Risiken abdeckt.

Hintergrund ist die Überschussbeteiligung in der Berufsunfähigkeitsversicherung: Die Versicherung kalkuliert zunächst vorsichtig mit dem Bruttobeitrag. Wenn es in der Praxis besser läuft als erwartet, entstehen Überschüsse – zum Beispiel, weil weniger Kunden berufsunfähig werden, die Kapitalanlagen bessere Erträge bringen oder die Kosten niedriger sind als geplant.

Diese Überschüsse werden nach gesetzlichen Regeln (u. a. § 153 VAG) an die Versicherten zurückgegeben. In der BU geschieht das meistens über die Beitragsverrechnung: Du zahlst dank der Überschüsse einen reduziertem Zahlbeitrag, der deutlich unter dem Bruttobeitrag liegt.

Wichtig für Dich:

  • Der Bruttobeitrag ist die theoretische Obergrenze – so viel dürfte die Versicherung verlangen, wenn die Überschüsse dauerhaft schlechter ausfallen.
  • Der Zahlbeitrag kann sich im Laufe der Zeit ändern, wenn sich Überschüsse verändern (z. B. bei anhaltend niedrigen Zinsen oder steigenden Leistungsfällen).
  • In manchen Modellen können Überschüsse auch zur Bonusrente im Leistungsfall genutzt werden, also für eine höhere BU-Rente, wenn Du berufsunfähig bist.

Kurz gesagt: Kalkuliert wird mit dem Bruttobeitrag, im Alltag zahlst Du den niedrigeren Zahlbeitrag. Ich achte darauf, dass die Beiträge auch dann tragbar bleiben, wenn sich Überschüsse verändern.

2.4 Dynamik – Schutz gegen Inflation

Mit einer Dynamik steigen Beiträge und Rente regelmäßig, zum Beispiel um 3–5 % pro Jahr. Das ist wichtig, damit Deine BU-Rente nicht von der Inflation aufgefressen wird.

  • Beitragsdynamik: Erhöhung des Beitrags und der BU-Rente vor Eintritt der BU.
  • Leistungsdynamik: Erhöhung der BU-Rente, wenn Du bereits berufsunfähig bist.
  • Viele Verträge erlauben es, Dynamiken zu bestimmten Zeitpunkten auszusetzen. Zu häufige Ablehnungen können aber die langfristigen Erhöhungsmöglichkeiten einschränken. Das besprechen wir im Detail.

2.5 AU-Klausel – Leistung schon bei längerer Krankschreibung

Eine AU-Klausel (Arbeitsunfähigkeits-Klausel) bedeutet: Unter bestimmten Bedingungen zahlt die Versicherung bereits, wenn Du über einen längeren Zeitraum krankgeschrieben bist – auch wenn formell noch keine Berufsunfähigkeit festgestellt ist.

Ob und wie diese Klausel in Deinen Angeboten enthalten ist, siehst Du in der Tarifbeschreibung. In vielen Fällen ist das ein sehr sinnvoller Baustein, insbesondere bei langen Heilungsverläufen.

3. Mehrere Angebote – wie Du Dir einen Überblick verschaffst

Dass Du mehrere Angebote von unterschiedlichen Versicherern bekommst, ist gewollt. Ich suche daraus Tarife, die fachlich überzeugen und gut zu Deiner Situation passen.

Typische Fragen, die sich viele stellen:

  • „Ist der teurere Tarif automatisch besser?“
  • „Wo ist der Haken beim günstigeren Vertrag?“
  • „Würden Sie diesen Vertrag auch für sich selbst oder Ihre Kinder abschließen?“

Die Unterschiede liegen selten in nur einem Punkt, sondern in der Kombination aus:

  • Regelungen zu Verweisung (kann Dich der Versicherer auf einen anderen Beruf verweisen?)
  • Handhabung von Teilzeit, Karrierewechsel, Selbständigkeit
  • Umgang mit psychischen Erkrankungen und Rückenleiden
  • Qualität und Umfang der Nachversicherungsgarantien
  • Möglichkeiten der Dynamik und Anpassungen im Laufe des Berufslebens

Deine Aufgabe jetzt:
Sieh Dir die Angebote in Ruhe an, verschaffe Dir einen Überblick und prüfe, ob Deine grundsätzlichen Vorstellungen und Wünsche darin wiederzufinden sind – zum Beispiel:

  • Rentenhöhe: Entspricht die BU-Rente ungefähr dem, was Du Dir vorgestellt hast?
  • Beitrag: Liegt der monatliche Beitrag in einem Rahmen, mit dem Du leben kannst?
  • Gesellschaften: Gibt es Versicherer, bei denen Du spontan ein besseres Bauchgefühl hast?

Notiere Dir bitte alles, was Dir dabei auffällt oder unklar ist. Die eigentliche Auswahl und Bewertung machen wir dann im nächsten Termin gemeinsam – Schritt für Schritt, mit Blick auf Vor- und Nachteile der einzelnen Tarife.

4. Gesundheitsfragen – so machst Du nichts falsch

Bei der BU scheitern die meisten Probleme nicht an der Tarifauswahl, sondern an falsch oder unvollständig beantworteten Gesundheitsfragen. Deshalb ist das Thema so wichtig.

Ausführliche Schritt-für-Schritt-Anleitung: Gesundheitsfragen bei BU und Krankenversicherung richtig ausfüllen

Dort findest Du unter anderem:

  • Was die vorvertragliche Anzeigepflicht bedeutet und welche Folgen falsche Angaben haben können.
  • Welche Unterlagen sinnvoll sind (z. B. Patientenquittung, Krankenkassenübersicht, Arztauskünfte).
  • Wie Du systematisch durch Deine Gesundheitsgeschichte gehst, ohne etwas zu vergessen.
  • Typische Fehler bei Rücken, Psyche, längeren Krankschreibungen und Medikamenten.

Lies Dir diese Seite in Ruhe durch, bevor wir den Antrag final stellen. So reduzierst Du das Risiko von Streitigkeiten im Leistungsfall deutlich.

5. Risikovoranfrage – wenn die Gesundheit nicht „Bilderbuch“ ist

Wenn Deine Gesundheitshistorie komplexer ist – zum Beispiel durch Psychotherapie, längere Krankschreibungen, chronische Erkrankungen oder Unfälle – ist eine Risikovoranfrage sinnvoll.

Kurz gesagt:

  • Wir fragen bei ausgewählten Versicherern an, zu welchen Bedingungen sie Dich versichern würden (normal, mit Zuschlag, mit Ausschluss oder gar nicht).
  • Je nach Form der Voranfrage lässt sich vermeiden, dass eine Ablehnung sofort in zentralen Datenbanken landet.
  • Erst wenn wir wissen, wie Versicherer Dich einschätzen, entscheiden wir gemeinsam, bei wem ein Antrag wirklich sinnvoll ist.

6. Nächste Schritte – so machst Du aus Angeboten eine gute Entscheidung

Damit aus Papier eine sinnvolle Absicherung wird, kannst Du Dich an dieser einfachen Reihenfolge orientieren:

  1. Angebote durchsehen:
    Verschaffe Dir einen Überblick und prüfe, ob Rentenhöhe, Laufzeit und Beitrag grob zu Deinen Vorstellungen passen.
  2. Fragen und Auffälligkeiten notieren:
    Schreib Dir alles auf, was unklar ist – gern direkt mit Seitenzahl oder Screenshot aus dem PDF.
  3. Gesundheitsfragen vorbereiten:
    Lies die Seite zu den Gesundheitsfragen und besorge Dir die nötigen Unterlagen.
  4. Risikosituation klären:
    Wenn Du weißt, dass Deine Gesundheitshistorie komplexer ist, sprechen wir über eine Risikovoranfrage, bevor wir den eigentlichen Antrag stellen.
  5. Nächsten Termin nutzen:
    Im nächsten Termin besprechen wir Deine Notizen, vergleichen die Tarife und entscheiden gemeinsam, welche Lösung für Dich umgesetzt wird – auf Wunsch auch als 2-Vertragsmodell.
  6. Antragstellung:
    Wir füllen den Antrag gemeinsam aus, achten auf vollständige Gesundheitsangaben und begleiten Dich später auch im Leistungsfall.

Wenn Du möchtest, kannst Du mir Deine Fragen und ersten Eindrücke schon vor dem nächsten Termin per E-Mail schicken. Dann kann ich mich gezielt darauf vorbereiten.

7. Glossar – alle BU-Fachbegriffe anschaulich erklärt

In Deinen BU-Angeboten und im Vergleich tauchen viele Fachbegriffe auf – von „abstrakter Verweisung“ über „Nachversicherungsgarantie“ bis hin zu speziellen Klauseln bei Psyche oder Rücken. Du musst diese Begriffe nicht auswendig können, aber es hilft, sie in Ruhe nachschlagen zu können.

Alle Fachbegriffe aus dem BU-Vergleich auf einen Blick: Glossar Berufsunfähigkeitsversicherung – alle Fachbegriffe anschaulich erklärt

Auf dieser Glossar-Seite findest Du die wichtigsten Begriffe aus den Angebotsunterlagen und dem Vergleich verständlich erklärt – mit Beispielen aus der Praxis und kurzen Hinweisen, warum der jeweilige Punkt für Deine Entscheidung relevant ist.

Tipp: Lass die Glossar-Seite einfach in einem zweiten Tab geöffnet und schau Begriffe nach, wenn sie Dir in den Angeboten begegnen. Im gemeinsamen Gespräch können wir dann direkt an Deine Notizen und Fragen anknüpfen.